Katzenseuche

Feline Parvovirose, Panleucopenia infectiosa felis; diese Erkrankung wird im Volksmund mit zahlreichen Synonymen belegt: Katzenpest, Katzenstaupe, Katzentyphus, Katzenseuche.

Es ist eine hochinfektiöse, sehr akut bis akut verlaufende, fieberhafte, systematische Virusinfektion der Katze.

Der Erreger ist ein Virus der Parvogruppe, 20 - 25 mm gross und DNS -  haltig. Er ist widerstandsfähig gegen Äther, Chloroform, Trypsin, Phenol und bleibt bei Trockenheit und Kühlschranktemperatur wochen- bis monatelang, bei Zimmertemperatur sogar mindestens 1 Jahr aktiv ansteckend.

Lediglich mit Formalin und 2 % Natronlauge lässt sich das Virus bekämpfen. Es ist mit einigen Parvovirusgruppen, die bei Hunden 1980 entdeckt wurden, verwandt, aber nicht identisch. Außerdem werden noch Waschbären, Nerze und Frettchen betroffen. Dies ist besonders wichtig, da Katzen sich anstecken können, wenn sie Freigänger in einem Gebiet sind, das noch wildreich ist.

Alle Körperflüssigkeiten einer erkrankten Katze enthalten Viren; jeder denkbare Ansteckungsweg ist möglich. Die Ansteckung kann durch direkten Kontakt, aber auch durch den indirekten Kontakt erfolgen. (Käfige, Decken, Futterschüsseln, Tierarztinstrumente, Blätter, Schuhe usw.) Ob allerdings Insektenstiche eine Rolle spielen ist nicht geklärt. Ferner wird das Virus von genesenen und als gesund erscheinenden Katzen lange ausgeschieden und können, nicht geimpft, erkranken, wenn sie mit anderen Viren in Berührung kommen.

Das Virus wird über den Nasen - Rachenraum aufgenommen. Es vermehrt sich auf der Rachenschleimhaut und ein Infektionsstadium tritt in der 18. Stunde bis zum 7 Tag ein.
Schon am 2. Tag befällt das Virus zahlreiche Organe (Thymus, Lymphknoten, Dünndarm, Kleinhirn) und macht dann dort entsprechende Symptome. Das Blutbild verändert sich in charakteristischer Weise, die Immunabwehr wird erheblich herabgesetzt.  Bakterien, die normaler Weise in jedem Organismus zu finden sind, machen nun Krankheitserscheinungen. Es kann zu einer “ Blutvergiftung ” und zu “ Schockzuständen “ kommen. Dabei kann das Blut in den Gefäßen gerinnen.
Die Schädigung des Dünndarms kann zu einer vollständigen Zerstörung der Darmschleimhaut führen, das dann als Folge Blutungen und das Eindringen von giftigen Substanzen in den Blutkreislauf hat.
Wenn die Infektion während der Trächtigkeit auftritt, dann wird auch das Kleinhirn der Jungen geschädigt, es kommt zur bleibenden Bewegungsunsicherheit oder zu bleibenden schweren Bewegungsstörungen.    

Die Inkubationszeit beträgt 4 - 12 Tage. Die Krankheit beginnt mit Mattigkeit, Erbrechen, Nahrungsverweigerung und Fieber bis 41 °C und mehr. Bei schnellem Verlauf sterben die Tiere innerhalb von 12 - 36 Stunden. Leider sind die Symptome oft nur angedeutet, so dass bei Jungtieren der Halter vorher keine Zeichen der Erkrankung erkennt. Der Tierarzt vermutet dann bei der Schilderung eine Vergiftung. Man sollte deswegen das Tier näher untersuchen lassen, um andere Tiere zu schützen.

Es gibt aber auch einen anderen Krankheitsverlauf mit eindeutigen Symptomen. Plötzlich einsetzendes hohes Fieber, 40 - 41 °C, schwer gestörtes Allgemeinbefinden, Erbrechen, Futterverweigerung. Nach 1 - 2 Tagen treten schwere Durchfälle auf, die anfangs wäßrig sind, sehr schnell aber blutig werden. Die Tiere verlieren sehr schnell viel Flüssigkeit, so dass ein Austrocknen droht. Die Katze wirkt “ schwer krank “ und nimmt eine typische Haltung an: Brust - Bauch - Lage, leicht gesenkter, auf den Vorderpfoten ruhender Kopf, eingefallene Augen, Teilnahmslosigkeit.
Anfangs werden alle Getränke verweigert, später leidet das Tier unter einem quälenden Durst, das Tier versucht ständig Wasser zu trinken. Es besteht ein “ Hineinhängen des Kopfes in den Wassernapf “ . Starker Gewichtsverlust gibt einen Anhaltspunkt über die Höhe des Wasserdefizits. Manchmal sieht man eine entzündete Zunge auf der sich Geschwüre gebildet haben. Ob dies durch eine zusätzliche Infektion mit anderen Viren ausgelöst wird ist noch nicht geklärt. Hin und wieder tritt auch eine leichte Gelbsucht oder ein Nierenversagen auf.
Ist die Darmschleimhaut schwer geschädigt, dann können Nährstoffe nicht mehr dem Körper zugeführt werden. Die Folge ist, dass die Tiere stark abmagern.  Bei Schädigung des Kleinhirns werden die Kätzchen schon lebensschwach geboren. Sie sterben entweder schon in den ersten Tagen, oder sie zeigen, gute Beobachtung des Halters ist Voraussetzung, Bewegungsstörungen beim Suchen der Milchquelle. Verlassen die Tiere in der dritten Woche das Nest, dann fallen die Bewegungsstörungen sehr auf. der Kopf pendelt hin und her, die Beinbewegungen sind unkoordiniert, die Tiere fallen beim Gehen auf die Seite. Eine geregelte Futteraufnahme ist unmöglich. Die Tiere sterben an Entkräftung. Nur einige Tiere erreichen das Erwachsenenalter.

Eine sichere Diagnose stellt man, indem man den Kot auf die ausgeschiedenen Viren untersucht. Hinweise gibt auch das Blutbild und die genaue Beschreibung der Symptome durch den Halter.

Es gibt einige Krankheitsbilder, die auch einige Symptome der Katzenseuche haben. Magen - Darmentzündungen, Vergiftungen (Thallium, Blei), Wurmbefall, Fütterungsfehler, bakterielle Infektionskrankheiten (z. B. Samonellen), Leukose. Da der Tierarzt all diese Möglichkeiten im Zweifelsfall ausschliessen muss, benötigt er viel Zeit. Daher kommt es auf die exakte Beschreibung der Symptome durch den Halter an. Oft bleibt nicht so viel Zeit die Befunde abzuwarten. Stirbt das Tier eher, als die Befunde vorhanden sind, kann man nur noch dem Halter, Verhaltensregeln geben, um eine Infektion anderer Tier zu verhindern.

Therapie:

Ganz wichtig ist die Impfung!!!

Nur so kann eine Ansteckung mit Katzenseuche verhindert werden. Es besteht eine gesetzliche Aufklärungspflicht des Tierarztes beim ersten Besuch. Diese Impfungen müssen regelmäßig wiederholt werden. Lässt ein Halter sein Tier nicht regelmässig impfen, geht er ein beachtliches Risiko ein.

Ist die Erkrankung ausgebrochen und wird das Tier rechtzeitig dem Tierarzt vorgeführt so kann er nur rein symptomatisch behandeln. Zuerst wird der Flüssigkeitsverlust ausgeglichen. Dies geschieht über tagelange Dauerinfusionen. Ist das Blutbild sehr in Mitleidenschaft gezogen, besteht auch die Möglichkeit einer Blutübertragung und die Gaben von Hochimmunseren. Da das Tier die Nahrungsaufnahme verweigert, muß man es auch Zwangsernähren. All diese Maßnahmen sind fast ausschließlich nur in einer Tierklinik durchführbar.